Sonntag, 26. April 2009

Wahlen, radeln & Probenehmen

So, hier gibts gerade Wahlen, ich glaub das hab ich schonmal kurz angedeutet. Auf jeden Fall gibt es unheimlich viel Wahlwerbung mit allen Mitteln und einen Wahlzwang (wer nicht wählen geht muss Strafe zahlen). Wegen dem Wahlzwang gibt es auch viel Stimmenkauf, z.B. gibts in den armen Regionen für eine abegegebene Stimme ein Pfund Reis... Die drei großen Kandidaten hier sind Correa, Noboa und Lucio, so wie es aussieht wird wohl Correa wiedergewählt werden, ein ziemlich linksgeprägter Sozialist (geht so in die Richtung Chavez...). Prinzipiell macht es hier aber den Anschein, als ob die eigentlichen Wahlen wirklich demokratisch wären (abgesehen vom Stimmenkauf). Es gibt wie in Deutschland reservierte Werbezeit in Funk & Fernsehen für die Parteien (bzw. hier "Listas"), die fast schon überhand nehmen. Hier mal ein Foto von einer typischen Wahlkampfdekoration, in diesem Fall für Lucio (Lista 3):

Ansonsten war ich mit ner Freundin mal radeln, hier gibt es eine Ciclovia, d.h. einen Fahrradweg an einer alten Bahnstrecke entlang, das ist wirklich schön.

Dann war ich mal wieder Probenehmen in der Nähe von Guayaquil. Der Flug war grandios, wieder eine herrliche Aussicht über die Berge Ecuadors. Nur ein kleines mulmiges Gefühl, weil wir wg. technischen Problemen auf ein anderes Flugzeug ausweichen mussten...
Hier der Cotopaxi mit dem Rumiñahui (glaub ich)
und hier ein unter den Wolken zugedecktes Dörflein... Mal wieder eine Bootstour...
Und eine frische Kokosnuss am Straßenrand kann doch einer verwehren, oder? ¡Que rico!So, das nächste mal gibts was von einem der härtesten Fahrradrennen der Welt und und einer kleinen Trekkingtour. Zum Schluß noch ein bißchen Musik von Aventura: Obsesión

Donnerstag, 16. April 2009

Word Junior Surfing Championship

So, nun muss ich euch doch auch mal von den angenehmen Seiten des Lebens berichten. Neulich fanden in Salinas, einer kleineren Stadt am Pazifik, die Junior-Meisterschaften im Wellenreiten statt. Also am Freitag Abend um 23:00 einen Nachtbus von Quito nach Guayaquil genommen, mit 8 Stunden Fahrt und 12 $ ist man dabei. Samstags morgens den Anschlussbus Guayaquil-Salinas, nochmal 3 $ und 3 Stunden Fahrt, schon ist man am Pazifik. Erschlagen wird man direkt mit 30-40 °C und einer hohen Luftfeuchte.
Wie man sieht, ist Salinas nicht wirklich schön, hat ein bißchen was von Mittelmeer-Bettenburgen. Hierhin kommen die ganzen reichen Guayaquileños übers Wochenende, man merkt es an den überteuerten Preisen und dem offensichtlich höheren Lebensstil.
Der eigentlich Surf-Strand, FAE, liegt in einer Militärbasis und ist nur durch einen Shuttle-Bus zu erreichen. Ansonsten will ich euch auch nicht mit viel Gesülz quälen, genießt einfach die Bilder ;-)

Dieses Bild widme ich Tobi, ganz liebe Grüße!
Auf dem Schild steht: Schwimmen ist aufgrund der gefährlichen Strömungen verboten, dieser Strand ist ausschließlich fürs Surfen...




Und nun das obligatorische Musik-Video, heute gibts mal Reggaeton von Daddy Yankee feat. Wisin y Yandel, Hector el Father & Luny Tunes: Noche de entierro


Dienstag, 14. April 2009

die Arbeit ruft: Guayaquil y Río Daule

so, es wird mal wieder Zeit, euch mit Bildern zu versorgen. Am 1./2. April war ich in Guayaquil und am Rio Daule, es war Zeit zum Probennehmen. Morgens um 8 ging der Flug, sagenhafte 25 Minuten und man war in Guayaquil, der größten Stadt Ecuadors mit ca. 2, 5 Mio. Einwohnern. Vom Flugzeug hatte man einen wunderschönen Blick auf die "Straße der Vulkane", wie sie von Humboldt getauft wurde. Unten sieht man den Cotopaxi, einer der höchsten (5897m) aktiven Vulkane der Welt. Neben dem Cotopaxi konnte man auch den Chimborazo, den Sincholagua, den Cayambe, den Illiniza, den Carihuairazo bestaunen, und ganz beachtlich war die Tatsache, dass sowohl der Sangay als auch der Tungurahua gleichzeitig Asche "husteten". Leider sind diese Bilder nichts geworden.
Kaum in Guayaquil angekommen, wurden wir abgeholt und es ging flussaufwärts den Rio Daule entlang. An der Küste ist die Armut noch viel stärker ausgeprägt als im Andenhochland, was einem dann drastisch bewusst wird. Es liegt wohl am Wetter, denn an der Küste ist es so warm, dass man keine Mauern braucht, höchstens eine Wellpappe um nicht nass zu werden. In den Anden würde man damit nicht überleben, deswegen gibt es an der Küste auch wesentlich mehr Slums. Aber davon später mehr. Erstmal gibt es lecker Bananen und Zitrusfrüchte, und außerdem eine typische Fortbewegungsform in den Küstenregionen.
Das nächste Bild bietet direkt mehrere typisch ecuadorianische Aspekte: 1.: Es ist Wahlkampf, am 26. werden im ganzen Land die Regionalverwaltungen und auch der Präsident neu gewählt. Wahlkampf heißt hier auch wirklich Kampf, mit allen Mitteln. Vor allen Dingen Plakaten, Fahnen, Lautsprechern und Werbung. Außerdem typisch: die Bauweise. Hauptsache die Straßenseite ist verputzt, die Seiten interessieren nicht. Und Autos kennen hier auch keinen TÜV.
Tiertransport mal anders: Auf zur Schlachtbank...
Hier sieht man mal ein typisches Haus der "Costa". Es steht auf Stelzen, weil es einerseits des öfteren ziemlich heftige Überschwemmungen gibt, andererseits aber auch vor Ungeziefer (Schlangen, Skorpione) schützt. In dieser Region wird unheimlich viel Reis angebaut, man meint schon fast hier würde mehr Reis gegessen als in Asien.
So, irgendwann war dann auch mal Zeit zum Probennehmen, die Canoas sind ein typisches Fortbewegungsmittel und auch als Wassertaxi sehr beliebt.
Auch wieder ein typisches Bild: Rinderherde in der Stadt
Einmal Wassertaxi bitte!

Und los gehts!
Einmal gabs kein motorisiertes Boot mehr, und dann fällt einem auch erst auf, dass die Dinger durch die Geschwindigkeit stabilisiert werden, und was das für ein Unterschied ist, Außenboarder vs. Paddel, kann man an meinem Gesicht vielleicht abschätzen (die mit dem Paddel sind aber auch wesentlich schmaler... )

Der ganze Fluß war "bevölkert" von einer Schwimmpflanze, die teilweise auch recht große Ausmaße angenommen hat.
So, nun kommen wir zu dem etwas unschöneren Teil: Probenahme in Armenvierteln. Dazu muss man noch sagen, dass es nicht die ganz üblen Slums waren (da wären wir auch wahrscheinlich nicht lebend rausgekommen), hier gab es schon fließend Wasser. Das sah so aus: Es kommt einfach ein Rohr mit Wasserhahn vor dem Haus aus dem Boden, und das wars auch schon. Kein Klo, keine Dusche, nix.

Und nun die andere Seite der Medallie: Obwohl Guayaquil unheimlich viele Armenviertel hat, ist es auch gleichzeitig eine der reichsten Städte Ecuadors, durch die Lage am Pazifik wird unheimlich viel Geld durch Im/Export verdient. Man fährt teilweise durch Viertel, da verblasst ganz Beverly Hills. Hier ist allerdings dann eine min. 5 Meter hohe Mauer mit Elektrozaun oben drauf und privatem Wachschutz selbstverständlich.
Im Zentrum von Guayalquil gibt es einen sehr schönen Park, den parque de las iguanas, hier laufen ganz viele, echt große Leguane herum.

Denkmäler und Kirchen gibt es auch ziemlich viele...
Ups, erwischt ;-)
Das ist die Uferpromenade von Guayaquil, der sog. Malecon 2000. Sehr hübsch hergerichtet mit Denkmälern, einem ziemlich großen botanischen Garten und vielen anderen kleinen Sehenswürdigkeiten. Die braune Brühe, die da vorbeifließt, ist der Rio Guayas, der durch den Zusammenfluss vom Río Daule und Río Babahoyo entsteht.



So, genug für heute. Nur eins noch: Ich möchte euch ein bißchen in die hiesige Kultur einführen, deswegen gibts jetzt bei jedem Post eins von den Liedern, die man hier an jeder Straßenecke hört. Heute gibts das Guayacán Orquesta mit "cuando hablan las miradas", ein Lied, das in jeder Disco eigentlich mindestens zweimal am Abend Pflicht ist.

Freitag, 10. April 2009

Schutzengel auf dem Rucu Pichincha

So, nun hab ich etwas Zeit und kann euch mal von der Exkursion zum Rucu Pichincha vor 3 Wochen berichten. Der Rucu Pichincha ist der "Hausberg" von Quito, ein erloschener Vulkan direkt westlich von Quito. Es gibt eine Seilbahn von Quito (2800 m) bis zur Bergstation auf 4100 m, Teleferico genannt, von da aus muss man dann noch einige Kilometer auf einem engen und schlammigen Wanderpfad bis zum Gipfel (4700 m) zurücklegen. Teilweise geht es an den Seiten recht steil bergab. Insgesamt waren wir zu viert, 2 Deutsche, ein Brite und ein Kroate. Los ging es morgens früh, weil wir uns eigentlich vorgenommen hatten, den Guagua Pichincha danach auch noch zu erklimmen, das ist der aktive Bruder (aktuelle Infos) vom Rucu Pichincha, einige Kilometer südwestlich vom Rucu. Aber es sollte anders kommen...
Teleférico (keine Sorge, ist von einer schweizer Firma gebaut worden)
Blick auf Quito
der erste, einfache Teil des Wanderpfades
nochmal das Ziel mit dem GPS anpeilen


Orientierung in der Wolke
teilweise war der Weg echt "anspruchsvoll"
Das Wetter war mäßig bis schlecht, der Aufstieg war noch in Ordnung, außer dass die Orientierung in den Wolken mitunter recht schwierig war. Auf dem Rückweg wurde es dann richtig heftig, mit Regen und Hagel.
Das ist nicht der Gipfel, auch wenn es danach aussieht, sondern nur ein "Aussichtspunkt"
jetzt wurde es schon ziemlich fies...
fast geschafft, dieses Stück war das schwierigste
endlich geschafft: Gipfelgruppenfoto
... und Gipfeleinzelfoto (ja ich weiß, ich bin nicht besonders Fotogen)

Natürlich ist eine gesunde Verpflegung wichtig: Instant Nudelsuppe...

herrliche Aussicht, auch wenn ständig Wolken ins Blickfeld gezogen sind

Ab hier wurde das Wetter dann richtig fies. Eigentlich wollten wir noch den Guagua Pichincha besteigen, allerdings fing es so derbe an zu Hageln, dass wir diesen Plan dann doch verworfen haben. Das obere Bild zeigt eine der heikleren Passagen, wir haben uns für die untere entschieden.
Blick zurück: Vor 15 min sah das Wetter noch ganz anders aus, und der Hagel lag auch noch nicht...

Als wir fast zurück am Teleférico waren, so ca. 1 km weg lag vor uns, passierte das Unglück: in einer der etwas schlammigeren Stelle (siehe Bild weiter oben) bin ich ausgerutscht und hab nen Abflug ein paar Meter den Hang runter gemacht. Zum Glück war es bei weitem nicht mehr so steil und ich konnte mich wieder fangen. Dummerweise bin ich dabei ziemlich übel umgeknickt, ein Weiterkommen war kaum möglich. Glücklicherweise hatte ich meine guten Lowa-Bergstiefel an, ohne die hätte ich mir mit Sicherheit den Fuß gebrochen. Freundliche Ecuadorianer in der Nähe alarmierten dann die Höhenrettung, die mich dann mit 8 Mann im Rettungskorb zur Bergstation brachten.
Angekommen an der Bergstation: Warten auf weiteren Transport

Unten wartete schon eine Ambulanz auf mich, die mich dann direkt ins Hospital Metropolitana gebracht hat. Diagnose: Kapsel beschädigt, die seitlichen Bänder überdehnt. Die erste Woche musste ich auf Krücken laufen, jetzt geht es schon viel besser. In ein bis zwei Wochen sollte wieder alles einigermassen ok sein.
Kollateralschaden: Blauer Fleck am rechten Arm